Sehr geehrte Damen und Herren,
als Erster Vorsitzender der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG), des größten wissenschaftlichen Fachverbands orientalistischer Disziplinen in Deutschland, erlaube ich mir, Ihnen im Namen des gesamten Vorstands die anhängende “Stellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft und benachbarter akademischer Disziplinen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010 und zur Einrichtung des Faches “Islamische Studien” an deutschen Universitäten” zuzuleiten (pdf-Dokument, s.u.).
Das BMBF hat am 14.10.2010 bekanntgegeben, an den Universitäten Tübingen und Münster / Osnabrück die Einrichtung eines neuen, bekenntnisgebundenen Faches namens “Islamische Studien” zu fördern. Diese Bezeichnung geht auf entsprechende Empfehlungen des Wissenschaftsrats (WR) vom Januar dieses Jahres zurück. Mit der vom WR vorgeschlagenen Fachbezeichnung „Islamische Studien“ für ein eindeutig theologisch definiertes Fach (WR-Empfehlungen S. 86) werden die Grenzen zwischen Islamwissenschaft und bekenntnisgebundener islamischer Religionslehre trotz gegenteiliger Behauptungen verwischt und sind, wie sich immer deutlicher zeigt, für Außenstehende nicht mehr erkennbar. Mit ihrer Übernahme tragen das BMBF wie auch die beteiligten Landesregierungen und Hochschulleitungen in der Tendenz dazu bei, die Grenzen zwischen Theologie und Kulturwissenschaften zu verwischen, und gefährden dadurch wie mancherorts auch durch die Lokalisierung des neuen Faches die verfassungsmäßig gebotene Religions-Neutralität der nicht religiös gebundenen akademischen Lehre und Forschung. Wie weit die Begriffsverwirrung bereits fortgeschritten ist, wird nicht nur in der medialen Berichterstattung deutlich, wo das geplante theologische Fach immer wieder als “Islamwissenschaft” bezeichnet wird.
CDies alles halten wir für eine bedenkliche Entwicklung, die dazu geeignet ist, die verfassungsmäßig gebotene Religionsneutralität der staatlichen Hochschulen wie auch die Stellung der nicht religiös gebundenen akademischen Lehre und Forschung ernsthaft zu gefährden. Den fachwissenschaftlichen Inhalt der Stellungnahme verantworten die unten genannten Islamwissenschaftler. Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an:</p>
PD Dr. Rainer Brunner
E-mail: brunner@vjf.cnrs.fr
Prof. Dr. Heidrun Eichner
E-mail: heidrun.eichner@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. Patrick Franke
E-mail: patrick.franke@uni-bamberg.de
Prof. Dr. Ulrike Freitag
E-mail: ufreitag@zedat.fu-berlin.de
Prof. Dr. Stefan Reichmuth
E-mail: stefan.reichmuth@rub.de
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Claus Schönig
Erster Vorsitzender der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
Stellungnahme zur Einrichtung des Faches “Islamische Studien” und Unterschriftenliste
Prof. Philip Clart, Ph.D.
Universität Leipzig, Ostasiatisches Institut
Schillerstr. 6, D-04109 Leipzig
Tel.: (0341) 9737151
E-mail: clart@uni-leipzig.de
apl. Prof. Dr. Peter Stein
Friedrich-Schiller-Universität, Theologische Fakultät
Fürstengraben 6, D-07737 Jena
Tel. (03641) 94 27 14
E-mail: peter.stein@uni-jena.de