Sie ehrt in ihm eine herausragende wissenschaftliche Persönlichkeit, die durch bahnbrechende Untersuchungen die Erforschung des indischen Kulturraums entscheidend vorantreiben und zentrale Fragestellungen zur Sprach-, Text-, Religions- und Mentalitätsgeschichte einer Lösung zuführen konnte. Michael Witzel hat das Fach Indologie auch methodologisch in seinen Kernbereichen zukunftsweisend geprägt sowie angrenzende kulturhistorisch orientierte Fächer angeregt und bereichert. Durch die Anwendung von Methoden der historischen Sprachwissenschaft, der Indoiranistik und indischen Philologie in Verbindung mit Feldforschungen konnte er auf einer Anzahl von Spezialgebieten wegweisende Forschungserträge erbringen. So in der Veda-Forschung durch die Lokalisierung vedischer Dialekte, durch Editionen unikaler Texte, mittels einer in Angriff genommenen Neuübersetzung des Rigveda, durch seine Arbeiten zur vedischen Textüberlieferung und Religionsgeschichte sowie durch Ansätze zu einer Hermeneutik vedischen Denkens aus der Innenperspektive. Die mittelalterliche Regionalgeschichtsforschung verdankt ihm wertvolle Beiträge zur Sprach- und Kulturgeschichte der Großräume Kaschmirs und Nepals. Von besonders großer Strahlkraft haben sich seine Arbeiten zur indo-arischen Einwanderung in der Auseinandersetzung mit einer indo-zentristischen Geschichtsauffassung erwiesen. Damit einher gehen seine federführende Beteiligung an der wissenschaftlichen Widerlegung eines indo-arischen Substrats der Indus-Kultur sowie die international mit besonderem Widerhall aufgenommene Deutung der sog. Indus-Schrift als Zeichen mit Symbolcharakter. Über Forschungsleistungen im engeren Sinne hinaus hat sich Michael Witzel bleibende Verdienste auch durch seine unermüdlichen und erfolgreichen Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Rationalität in der Wissenschaft sowie für eine ideologiefreie Geschichtsdarstellung des Hinduismus eingesetzt.
Michael Witzel blickt nicht nur auf ein quantitativ und qualitativ äußerst reiches Forscherleben zurück, sondern hat sich als Herausgeber namhafter Fachzeitschriften sowie der Harvard Oriental Series um die Förderung orientalistischer Publikationen verdient gemacht. Als Präsident bedeutender wissenschaftlicher Gesellschaften und durch seine Wahl in die American Academy of Arts and Sciences hat er hohe Auszeichnungen erfahren.
Der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft hat Michael Witzel von 1972 bis 1977 als Direktor des unter ihrem Dach geführten Nepal-German Manuscript Preservation Project, und von 1974 bis 1977 als Direktor des Nepal Research Centre gedient, und ist ihr im Ausland, nach seiner Berufung über Leiden an die Universität Harvard als Wales Professor of Sanskrit, als Mitglied verbunden geblieben.
Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft freut sich, mit Michael Witzel den Kreis ihrer Ehrenmitglieder um einen herausragenden Wissenschaftler erweitern zu können und wünscht dem Geehrten auch weiterhin ungebrochene Arbeitskraft, Ausdauer und beispielgebende Entschiedenheit dort, wo die Autonomie der Wissenschaft bedroht ist.
Prof. Philip Clart, Ph.D.
Universität Leipzig, Ostasiatisches Institut
Schillerstr. 6, D-04109 Leipzig
Tel.: (0341) 9737151
E-mail: clart@uni-leipzig.de
apl. Prof. Dr. Peter Stein
Friedrich-Schiller-Universität, Theologische Fakultät
Fürstengraben 6, D-07737 Jena
Tel. (03641) 94 27 14
E-mail: peter.stein@uni-jena.de